„Eurer (der Kelten) Lehre zufolge gehen die Schatten nicht zu den stillen Sitzen des Erebus und nicht in das bleiche Reich des Dis in der Tiefe, sondern der gleiche Geist gebietet den Gliedern in einer anderen Welt. Wenn das, was ihr singt, richtig ist, so ist der Tod die Mitte eines langen Lebens; jedenfalls sind die Völker, auf die der Große Bär niederblickt, glücklich in ihrem Wahn, weil sie der größte aller Schrecken nicht bedrängt, die Todesfurcht. Daher stürzen sich die Männer mit Begeisterung einem Schwert entgegen, hat der Tod in ihren Herzen Raum und scheint es ihnen feige, ein Leben zu schonen, das doch wiederkommen soll.“, Marcus Annaeus Lucanus, Pharsalia / De bello civilis, ( I,454-462)
Ja, natürlich haben die Römer als duale Denker nicht wirklich verstanden, wie es gemeint ist – aber jedenfalls ist auf diese Weise die Aussage überliefert worden, ohne der Inquisition zum Opfer zu fallen.
Allmählich gewinnt die Anschauung an Boden, daß die Strukturen des Universums und des Menschen mehr geistig-sensorischer als mechanisch-physikalischer Art sind. Der moderne Mensch überschätzt die unbestritten glänzenden Erfolge von Wissenschaft und Technik und mißachtet, ja ignoriert dabei die geistigen (spirituellen) Erkenntnisse und die Möglichkeiten seines Bewußtseins in einem Maße, das die eigene Existenz – diesseits und jenseits des Todes – in der Zukunft gefährdet.
Wir, die wir in das materialistische Klima des 20. Jahrhunderts hineingeboren wurden, schleppen mit unserem dualen, sogenannten „zeitgemäßen Denken“ eine schwerere Last herum, als uns vielleicht bewußt ist.
Thales von Milet, ein griechischer Weiser aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert lehrte schon, daß es keinen Unterschied zwischen Leben und Tod gebe. „Warum“, so fragte ihn ein Kritiker, „willst du dann nicht sterben?“ Thales antwortete: „Eben weil es keinen Unterschied gibt.“
„Was kommt nach dem Tod?“ Wie werden wir im Jenseits beschaffen sein? Was wird mit uns „drüben“ geschehen? Werden wir uns noch an alles erinnern können, was in unserem irdischen Leben geschah? Überdauern alle Lebewesen den biologischen Tod?
Diese jahrtausendealten Fragen fordern uns auch heute noch heraus. Nicht alle, aber immerhin eine ganze Menge solcher Fragen kann heute einigermaßen zufriedenstellend – auch aus wissenschaftlicher Sicht! – beantwortet werden.
Historische Ansichten
Daß der Mensch weit mehr als Körper und Fleisch, Gebein und Sehnen ist, galt schon bei nahezu allen Völkern des Altertums als feststehende Tatsache. Man kann sogar sagen, daß dem psychischen Bestandteil des Menschen und seinem Wohlergehen damals weitaus mehr Bedeutung beigemessen wurde, als in den letzten zwei- bis dreihundert Jahren unserer Zeit.
Daß Seele und Geist der höchste Besitz des Menschen sind, daß sie besonders gepflegt werden müssen und unsterblich sind, das war so etwas Selbstverständliches, daß in der überlieferten Literatur die Psyche paradoxerweise wie etwas Körperliches, Sichtbares behandelt wurde und das Jenseits oder auch das „Totenreich“ wie ein Nachbarland beschrieben wird, mit dem es allerdings gewisse Schwierigkeiten im Grenzverkehr gibt.
Die alten Griechen vorhellenistischer Zeit (etwa 2000 Jahre v. Chr.) glaubten, daß die Toten in einer unterirdischen Welt weiterlebten, die unter der Herrschaft der „Großen Göttin“ oder Erdmutter stand. Es gab dort ein Inselparadies, zu dem die Seelen der Verstorbenen mit einer Fähre übergesetzt wurden. Später, in der hellenistischen Zeit (etwa 1000 Jahre v. Chr.) glaubte man, daß die Seele in ein ätherisches, unkörperliches Abbild der irdischen Erscheinung des Verstorbenen verwandelt werde:
„…..so will’s der Gebrauch der Sterblichen, wenn sie verblüht: Nicht wird Fleisch und Gebein durch Sehnen verbunden; die große Gewalt der brennenden Flamme verzehrt dies alles, sobald aus dem weißen Gebein das Leben hinwegfloh. Aber die Seele verfliegt, wie ein luftiger Traum, und entschwebet“
Für die Christen der Antike war die Hölle nicht viel mehr als eine unangenehme Zwischenstation, bei der die Seelen auf ihrer Reise in die Ewigkeit zwecks Ermittlung ihrer Qualitäten eine Pause einlegen mußten. Hier mußten sie sich von falschem Denken und Handeln befreien und gegebenenfalls die Erfahrung machen, daß sie auf die veränderten Seinsbedingungen schlecht vorbereitet waren.
Heute haben die meisten Menschen entweder gar keine oder nur verschwommene oder angsterfüllte Vorstellungen vom Jenseits, weil unsere profit- und genußorientierte Tretmühlengesellschaft kaum Raum läßt für zusätzliche geistige Anstrengungen, welcher Art auch immer.
Ist es da verwunderlich, daß bei den meisten Menschen keine Neigung mehr besteht, über ein so düsteres und ohnehin so nachhaltig verdrängtes Problem nachzudenken wie das Leben nach dem Tod?
Erst wenn der Tod herannaht oder unter der Schockwirkung eines schmerzlichen Verlustes wird schlagartig klar, wie bedeutungsvoll diese Frage tatsächlich ist. Der Tod gehört zum Leben wie die Geburt auch, ja, das ganze Leben ist tatsächlich auf den Tod hin orientiert.
Und noch ein historisches Zitat:
„Die Wissenschaft hat festgestellt, daß nichts spurlos verschwinden kann. Die Natur kennt keine Vernichtung, nur Verwandlung. Alles, was Wissenschaft mich lehrte, stärkt meinen Glauben an ein Fortdauern unserer geistigen Existenz über den Tod hinaus“
Wernher von Braun
Die moderne Sterbe- und Todesforschung
In den letzten Jahrzehnten haben sich besonders zwei ernstzunehmende Forscher diesem Thema angenommen: Der Amerikaner Dr. R. Moody mit seinem Buch „Das Licht von Drüben“ – in dem er mehr als 1500 Fälle von sogenannten „Nahtoderlebnissen“ analysierte und die Schweizer Ärztin
Dr. Elisabeth Kübler-Ross, die in vielen Veröffentlichungen zur Sterbeforschung nach eigener Aussage weltweit mehr als 2000 Fälle von Menschen untersuchte, die bereits klinisch tot waren und wieder zum Leben zurückkamen bzw. wiederbelebt wurden (Ihre zentralen Aussagen finden sich in dem Büchlein „Über den Tod und das Leben danach“).
Beide Forscher kommen letztendlich zu weitgehend gleichen faktischen Aussagen, in der Interpretation gibt es weltanschaulich bedingt Unterschiede. Dies scheint mir besonders zu betonen, weil es sich um ein Thema handelt, das wir alle nur mit unserem „diesseitigen“ Bewußtsein zu erfassen versuchen können: Es fehlt uns immer eine Dimension. Wir bewegen uns in einem dreidimensionalen Raum und haben noch die Zeit als vierte Dimension dazu. Falls wir mit dem Tod in einen vierdimensionalen Raum mit einer ganz anderen Zeitachse kommen würden – wie sollten wir das hier und jetzt erklären? Es ist bestenfalls wie bei einem Foto: Wenn wir die Vorderseite eines Objektes und die Rückseite oder die Schrägansicht desselben Objektes auf zwei Fotos vergleichen, müssen wir nicht zwingend dasselbe Objekt auch erkennen. Bestenfalls können wir feststellen, daß es sich um die gleiche Art von Objekt handelt (z. B. ein Haus).
Trotz all dieser naturgegebenen Schwierigkeiten gibt es wissenschaftlich gesicherte Ergebnisse, die – um es vorwegzunehmen – im Kern nichts anderes aussagen als unsere alten Überlieferungen. Vielleicht mit anderen Worten, sicher oft mit anderen Interpretationen.
Frau Kübler-Ross bringt es mit folgender Aussage auf den Punkt:
„Ich glaube, es ist jetzt Zeit, daß die Leute wissen, daß der Tod gar nicht existiert, wenigstens nicht so, wie wir uns das vorstellen.“
Ergebnisse der Sterbeforschung
Was Menschen im Moment des Todes erleben, ist unabhängig von ihrem Glauben, ihrem Alter oder ihrem Geschlecht oder ihrem wirtschaftlichen Status. Dies scheint nicht weiter verwunderlich, denn es handelt sich um einen ebenso menschlichen Vorgang wie die Geburt auch: Denn es ist eine Geburt in eine andere Existenz.
Sobald der Körper einen biologisch irreparablen Zustand erreicht hat, sei es durch Unfall oder Krankheit, wird die Seele freigegeben. Das heißt, sie löst sich von dem nunmehr leblos gewordenen Körper. Es ist dem Sterbenden oft gar nicht bewußt, daß er sozusagen „außer sich“ ist. Er nimmt alles um sich wahr, sogar die Gedanken der Menschen um ihn herum. Manche können sogar nach ihrer Wiederbelebung ganz genau berichten, daß sie mit drei Schneidbrennern aus ihrem Autowrack befreit wurden oder gar die Autonummer von dem Wagen wissen, der sie angefahren hatte.
Viele Menschen treten während einer Operation aus ihrem Körper aus und beobachten tatsächlich die ganze Operation. (Und können das nachher in Einzelheiten wiedergeben).
Auch sollte man wissen, daß Menschen, die sich in einem sehr tiefen Koma befinden oder vermeintlich schon gestorben sind, oft alles hören bzw. wahrnehmen was um sie herum gesagt oder sogar gedacht wird.
In dieser Phase bemerkt der „Gestorbene“, daß er wieder ganz ist. Menschen die blind waren, können plötzlich sehen, Rollstuhlfahrer können gehen und tanzen, von einem Unfall Verstümmelte weisen in diesem Zustand immer einen unversehrten, vollständigen „Geistkörper“ auf. Dieser Geistkörper ist jedoch für alle „normalen“ lebenden Menschen völlig unsichtbar und kann auch keinerlei Kontakt zu lebenden Menschen aufnehmen.
Im Falle der Wiederbelebung stellt der Betroffene allerdings fest, daß alles beim alten ist. Ausser natürlich, der Körper ist durch einen Unfall verstümmelt. Nicht einer der untersuchten Fälle, denen ein solches Todesnähe-Erlebnis widerfahren war, hatte danach noch jemals Angst vor dem Sterben.
Das Schlußwort von Elisabeth Kübler-Ross
„….es ist ebenfalls bewiesen, dass jeder Mensch von seiner Geburt bis zu seinem Tod von Geistwesen begleitet wird. Jeder Mensch hat solche Begleiter, ob Sie daran glauben oder nicht, ob Sie Jude oder Katholik oder ohne Religion sind, spielt überhaupt keine Rolle. Denn jene Liebe ist bedingungslos, weshalb ein jeder Mensch dieses Geschenk eines Begleiters erhält. Es handelt sich um jene Begleiter, die meine kleinen Kinder „Spielgefährten“ nennen. Ganz kleine Kinder sprechen mit ihren „Spielgefährten“ und sind sich dessen völlig bewusst.
Doch sobald sie in die erste Klasse kommen, sagen ihre Eltern zu ihnen: „Du bist jetzt ein großer Bub. Du gehst nun in die Schule. Jetzt macht man nicht mehr solche kindischen Spiele.“ Somit vergisst man, dass man „Spielgefährten“ hat, bis man auf dem Sterbebett liegt. Und dann sagt plötzlich eine sterbende alte Frau zu mir: „Hier ist er wieder.“ Und weil ich weiß, wovon sie spricht, frage ich diese Frau, ob sie mit mir das soeben Erlebte teilen könne. Alsdann erklärt sie mir – „ja, wissen Sie, als ich ein ganz kleines Kind war, befand er sich immer bei mir. Aber ich hatte ganz vergessen, dass er überhaupt existiert.“ Und einen Tag später stirbt sie ganz beglückt, weil jemand, der sie unsagbar gern gehabt hatte, wieder auf sie wartet.
Im Allgemeinen werden Sie immer von der Person erwartet, die die Sie am meisten liebgehabt haben. Diese Person begegnet Ihnen zuerst. Im Falle von ganz Kleinen, bei zwei-, dreijährigen Kindern zum Beispiel, deren Großeltern und Eltern sowie auch übrige ihnen bekannte Verwandtschaft noch auf Erden weilen, ist es meistens ihr persönlicher Schutzengel, der sie empfängt, oder sie werden auch von Jesus oder einer anderen religiösen Figur empfangen. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein protestantisch getauftes Kind in seinen Sterbeminuten Maria sah, während diese aber von sehr vielen katholischen Kindern wahrgenommen wurde. Es handelt sich hierbei nicht um eine Diskriminierung, sondern Sie werden ganz einfach auf der anderen Seite von denen erwartet, die für Sie die größte Bedeutung gehabt haben.
Ist man sich auf dieser zweiten Stufe seines wiederhergestellten Körpers gewahr geworden und durfte man seinen Geliebten begegnen, so wird einem bewusst, dass das Sterben nur ein Übergang ist in eine andere Form des Lebens. Die irdisch-körperlichen Formen hat man zurückgelassen, weil man diese nicht mehr braucht. Und bevor Sie Ihren Körper ablegen und daraufhin die Form annehmen, die man in der Ewigkeit besitzt, gehen Sie durch eine Übergangsphase, die ganz und gar von irdisch-kulturellen Faktoren geprägt ist. Es kann sich hierbei um das Durchschreiten eines Tunnels oder Tores oder um das Überqueren einer Brücke handeln. Ich als Schweizerin durfte einen Alpenpass mit Alpenblumen überqueren. jeder bekommt den Himmel, den er sich vorstellt. Und für mich ist natürlich die Schweiz der Himmel, in welchem sich selbstverständlich Berge und Alpenblumen befinden. ja, ich habe diesen Übergang als einen ganz grenzenlos schönen Bergpass erleben dürfen, dessen Wiesen derart bunt von Alpenblumen waren, dass sie mir vorkamen wie ein Perserteppich.“
Nein, schöner kann man den Übergang in die „Anderswelt“ nicht beschreiben.
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