Die Geschichte von Merlin und Vivian

Es ist egal, ob Merlin eine real existierende Person war, oder tatsächlich „nur“ eine mythische Gestalt. Es ist mit ihm ähnlich wie mit König Arthur – wir wissen es nicht.

Halten wir uns an den Mythos, er will uns etwas sagen. Es ist allerdings etwas schwierig, das zu entschlüsseln, denn die Legende von Merlin ist erst im zwölften Jahrhundert aufgeschrieben worden – und das in etlichen verschiedenen Versionen. Spätestens seit dieser Zeit verlor sich die ganzheitliche Betrachtungsweise von der Einheit allen Seins, die getragen ist von den Kräften der Natur und der Anderswelt. Man ging auf Abstand zur Natur, auf Abstand von der Anderswelt, die Urbanisierung beschleunigte sich und das ganzheitlich non-duale Denken wurde auch noch aufgegeben. Das römische Christentum mit seiner strengen Dualität und seinem Machtstreben und seinem Teufel hatte sich in Mitteleuropa endgültig durchgesetzt – mit Gewalt.

Merlin und Vivian
Merlin und Vivian

Diese ständig gegenwärtige Gewaltdrohung hat natürlicherweise verhindert, daß sowas „heidnisches“ wie die Merlin-Legende im Klartext veröffentlicht werden konnte. Der urkeltische Mythos mußte also verkleidet werden. Um ihn zu entschlüsseln, müssen wir die vorhandenen Bruchstücke keltischer Legenden und Mythen, druidischer Kultur und keltischer „Esoterik“ bemühen.

Die mythische Figur Merlins des Zauberers ist eine Synthese von verschiedenen keltischen Helden (oft auch Gottheiten genannt) und Heldensagen mit historischen Elementen , sie spielt im Norden von Britannien in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts – oder auch alternativ im Wald von Broceliande in Südfrankreich, wo es ebenfalls ein Merlin-Grab zu besuchen gibt. Wir erleben einen schillernden Charakter, ausgestattet mit besonderen Kräften, die er nach bestem Wissen auch einsetzt. Er besitzt die Gabe der Prophetie, ist ein Mann der Wälder und gleichzeitig ein vergeistigter Gelehrter mysteriöser Herkunft. Vielleicht stellt er eine wirkliche Person dar, die in die göttliche Sphäre hineinragt, vielleicht auch die Inkarnation eines mythischen Helden.

Der Name Merlin stammt vom lateinischen Merlinus aus der „Vita Merlini“. Alle keltischen Versionen nennen ihn Merddin oder Myrddin. Für einen Britannier des Nordens ist der Name klarerweise Myrddin. Wir bleiben trotzdem bei Merlin.

Der mythische Merlin übersteigt bei weitem jede historische Dimension, agiert eher wie ein Halbgott oder wie ein ebensolcher, der in die Welt gekommen ist, das Schicksal der Menschheit zu beeinflussen. In diesem Sinne ist er der Demiurg, der eine Welt arrangiert, die er zwar nicht erschaffen hat aber zu deren Entwicklung er durchaus beiträgt – mit seinem Rat und mit seinen magischen Kräften. Aus den Sternen liest er die göttliche Absicht, er ist Seher und Wahrsager. Aber es ist nicht der Tempel in der Stadt, wo er seinen Dienst ausübt – es ist tief im Herzen der keltischen Wälder, im Herzen der Natur. Das ist fundamental anders. Die keltische Kultur war nie wirklich städtisch, auch nicht in ihrer hohen Zeit. Sie war immer ländlich/natürlich orientiert und den Wäldern nahestehend, auch wenn sie eine leistungsfähige Landwirtschaft und ein beinahe schon industriell anmutendes Handwerk hervorbrachte. Von Beginn an eine auch spirituell (nicht religiös!) orientierte Gesellschaft, entwickelte sich speziell das das ganzheitlich orientierte keltische Druidentum schon von der Bronzezeit an. Ganz speziell aus diesem antiken druidischen Konzept heraus drängte sich Merlin ins Herz des Christentums – jedermann konnte diese Geschichte für sich selber interpretieren. Merlin kristallisiert all das, was das offizielle Christentum nicht auflösen konnte und oft sogar als teuflisch hinstellte, weil es als importiertes, machtorientiertes System die alten Bräuche und mentalen Strukturen der Bevölkerung ignorierte. Das erklärt auch, warum sich Merlin in den Wald zurückzog und in einem unsichtbaren Gefängnis lebt, unsichtbar für das gewöhnliche Auge….

Es erklärt auch, warum er Vivians vielfältigen Reizen erliegt und vorsätzlich darauf eingeht, in dieses Luftgefängnis eingeschlossen zu werden, von wo aus er die in Unordnung gekommene Welt beobachtet.

Denn Merlin ist tatsächlich nicht alleine. Der Eindruck eines Eremiten kommt uns in den Sinn, weil er mit dem Eindruck des Rückzugs aus einer Gesellschaft korrespondiert, die seine Ratschläge und Warnungen nicht mehr versteht. Diese Gesellschaft wird sich hoffnungslos verspinnen, bis die finale Katastrophe eintritt, die der Magier und Prophet vorhersieht – die symbolische Endzeitschlacht, in der sich Vater und Sohn gegenseitig umbringen. Die Zeit nach diesem Ereignis ist nicht länger Merlins Sache. Man sieht nur die Hand Vivians, die Arthurs Schwert ergreift und in einen See eintaucht – Vivian ist die „Dame vom See“ – auch ein mythisches Wesen mit dem Angesicht einer Göttin – ein verdrehtes kleines Mädchen, geschult von dem alten Zauberer, das sich plötzlich in einer Situation befindet, die es nicht erwartet hat und nun verpflichtet ist, eine Lösung herbeizuführen. Vivian ist sehr eng mit Merlin verbunden. Wir sprechen von einem komplexen Charakter, von dem es wichtig ist, ihn zu verstehen, wenn wir irgendwas über Merlin verstehen wollen.

In den verschiedenen Versionen der Merlin Geschichte hat Vivian natürlich auch verschiedene Namen: Nimue, Niviene, Uinaine, manche meinen auch, Merlins Gefährtin wäre Morgaine gewesen. Inselkeltisch erscheint Ganieda oder Gwendydd. Sie repräsentiert als Feenkönigin die „Weiße Frau“, blond und schön, die Aspekte der Sonnengöttin und speziell die Aspekte einer Wald- und Wassergottheit.

Merlin war der Sage nach königlichen Blutes und er war mit Guendoloena verheiratet – aber dann traf er auf Vivian. Sie wußte nichts. Aber sie war durchtriebener als der Teufel. Und Merlin ist ja auch der Teufel. Vivian wird von Merlin alles lernen, was ihr Herz begehrt. In dieser Beziehung kann man Merlin mit einem großen Druiden vergleichen, tief im Wald seine Schülerin lehrend, die willens ist, die Lehre aufzunehmen.

In der keltischen Tradition, wie auch in anderen sogenannten „archaischen“ Zivilisationen findet die Initiation in das Wissen nicht ohne besondere sexuelle Beziehungen zwischen Schüler und Lehrer statt. Man kann sagen, das Wissen wird genauso durch psychosensorische Aktivitäten vermittelt wie durch intellektuelle Anstrengungen. Modern ausgedrückt: Transpersonal-Spirituelle Sexualmagie. Der „christliche Westen“ hat das längst verdrängt und verdammt – die leidige Trennung von „bösem“ Körper und dem „guten“ Geist.

Merlin fragt Vivian, ob sie den See von Diana sehen möchte. Sie antwortet: „Sicher, gerne. Es gibt nichts von Diana, was mich nicht freuen würde, denn ihr ganzes Leben lang liebte sie die Wälder wie ich, ja sogar mehr als ich!“. Daraufhin zeigte ihr Merlin das Grab von Faunus, dem Geliebten von Diana und Merlin erzählt ihr die Geschichte, die schon deutlich an seine eigene erinnert, bloß noch ein bisschen tragischer. Vivian identifiziert sich durchaus mit Diana und nimmt die Herausforderung an. Auch sie wünscht sich ein wunderschönes Schloß am See. Merlin erfüllt ihr diesen Wunsch – am Ufer erhebt sich ein magisches Schloß, das sich unsichtbar macht und in den Wassern des Sees verschwindet, wenn jemand sein Geheimnis erforschen möchte. Hier haben wir schon das Thema vom unsichtbaren Gefängnis, in dem Merlin später festgehalten wird. Das magische Schloß, in dem Vivian als „Dame vom See“ Lancelot erziehen wird.

Merlin erzählt ihr die Geschichte von Faunus und Diana nicht ohne Absicht. Vivian versteht diese Absicht sehr wohl und fragt Merlin ganz unverblümt, wie man einen Menschen für immer einschließen kann. Merlin ist sicher nicht einer, der sich von jemanden, den er so bedingungslos liebt, übertölpeln ließe. Er ist Meister der Magie, Meister der Illusionen – aber er ist jetzt nicht mehr Meister seines Schicksals. Merlins aktive Rolle ist ganz eigentlich beendet, sein Schicksal entfaltet sich, wie es eine höhere Macht entschieden hat. Er hat König Arthur den Weg gewiesen, die Tafelrunde installiert und die Geheimnisse des heiligen Gral aufgedeckt. Seine Intervention als prophetischer Magier ist beendet. Es ist jetzt wohl an der Zeit für den Weisen, sich zurückzuziehen und über die kommenden dunklen Zeiten zu sinnieren.

Seine Magie ist nicht verloren, er hinterläßt zwei Schülerinnen: Morgaine und Vivian. Morgaine hat die Aufgabe, Arthus‘ todesähnlichen Schlaf zu betreuen und seine bevorstehende Wiederkunft vorzubereiten. Vivians Aufgabe ist es, ein kleines Flüchtlingskind zu einem strahlenden Ritter zu erziehen, Lancelot vom See. Und wenn wir die Überlieferungen genau betrachten, finden wir noch einen dritten Schüler: den Barden Taliesin. Seine Aufgabe ist es, die großen Geheimnisse der Welt zu offenbaren, zumindest denjenigen, die fähig sind, diese zu verstehen.

Gemäß den Standards der indoeuropäischen Tradition, klausuliert in Triaden und Dreiteilern, stellt sich Merlin als organisatorische „Gottheit“ dar. In vereinfachter Form ist in der Hindu-Mythologie Brahman die allgegenwärtige Schöpfungskraft, Shiva der Zerstörer und Vishnu der Organisator dieser Welt – Merlin ist sein keltisches Äquivalent. Vishnu ist nicht immer gegenwärtig, er sendet diverse Avatare wie z. B. Indra, das Werk durch die Zeitalter hindurch geduldig zu vollenden. So sendet Merlin Arthur aus, den er durch seine Aktionen und sein Intrigieren aufbaut. Vishnu zieht sich wie Merlin von dieser Welt zurück.

Merlin ist aber nicht tot, er ist nur verborgen. Daß er eingeschlossen ist in einem luftigen Gefängnis oder in einem gläsernen Schloß, gibt Anlaß zu vielfältigen Kommentaren, die zusammengefaßt ergeben, daß durchsichtige Luftschlösser oder gläserne Gefängnisse ganz einfach die „Anderswelt“ repräsentieren.

Die Zweiheit, die heilige Vereinigung von „Gottbruder“ und „Gottschwester“, wird im Obstgarten der Anderswelt Realität. Zurückgezogen von dieser Welt leben sie ihre absolute Liebe, die sie ihrer Natur gemäß von dieser Gesellschaft trennt. Merlin und Vivian genügen sich selbst, die Polarität ist vollständig ausgeglichen. So kommen sie in ihren ursprünglichen Zustand zurück, den sie innehatten, bevor sie in diese äußere Welt kamen. Diese Zurückgezogenheit bringt beiden frisches Lebenspotential. Mehr denn je ist Merlin der Mann des Waldes und druidischer Schamane. In der andauernden Verwandlung von „Gottheiten“ sind die Erscheinungsformen jedoch nicht notwendigerweise identisch. Merlin wie auch Arthur und Vivian sind gewissermaßen in einem „Schlafzustand“ in der Anderswelt – sie werden zurückkommen, mächtiger denn je! In diesem Sinne ist der „göttliche Rückzug“ keine Katastrophe, er führt zu einer Regeneration der Kräfte, die das göttliche Wesen repräsentiert, speziell als Vermittler zwischen Mensch und Natur, zwischen Mensch und dem göttlichen Sein. Merlin ist der Mann der Wälder, Meister der Pflanzen und wilden Tiere; er ist Druide, Magier und Priester und wie die Schamanen auch Medizinmann. Ach nein, Priester ist er sicher nicht……..

Gerade aus dieser Perspektive ist Merlin so wichtig für eine Zeit, in der die Zivilisation, zerstört durch industrielle, wirtschaftliche und politische Wahnvorstellungen, sich selber von ihren tiefen Wurzeln trennt, die sie einst genährt und mit den Lebenskräften der Erde hervorgebracht haben.

Das Buch
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Zweite, neu bearbeitete Auflage!

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Das Buch

Das Buch

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Verlag: TWENTYSIX
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Das verbotene Wissen der Kelten II

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Der Heilige Gral, König Arthur und wir

Warum ist der Heilige Gral für Arthurs Reich so wichtig?

Folgt man den Mythen und Erzählungen, ist das Erlangen der Eigenschaften des Heiligen Gral besonders für die Herrschenden im Reich von unverzichtbarer Bedeutung. In der Legende ist das Projekt „Heiliger Gral“ schlußendlich gescheitert. An einer fehlgeleiteten Liebesbeziehung – wie so oft, wenn die Menschen von ihrem Egowahn nicht runterkommen……

Was ist der „Heilige Gral“?

Der Heilige Gral wurde in den Gralssagen und Mythen als heiliger und wundertätiger Gegenstand beschrieben, der allumfassende Glückseligkeit verleiht. In den Legenden heißt es, er stehe für die ideale Verbindung des irdischen Seins mit dem göttlichen Geist. Das Problem bei der Sache ist allerdings, daß der Gral nur von entsprechend fähigen Personen gefunden werden kann, die bewusstseinsmässig weit genug entwickelt sind und ihr Ego in den Dienst des göttlichen Seins gestellt haben. Nur solchen Menschen erschließt sich die geheimnisvolle Inschrift, die nur dem Würdigen offenbart wird.

Der „Gralskelch“ – eine Metapher…..

Das bedeutet, den heiligen Gral zu finden, heisst die Welt zu erkennen. Der Besitz des heiligen Grals ermöglicht dem Finder, die Welt in all‘ ihren Facetten zu durchschauen und sich somit darüber erheben zu können. Schmerz und Tod bringende Erdengesetze gelten für den „Gralsritter“ nicht mehr. Gralsritter zu sein bedeutet, nicht mehr den materiellen Gesetzen ausgeliefert zu sein. So verlieren die irdischen Gesetzmäßigkeiten für den Gralsritter ihren Schrecken, insbesondere den Schrecken des körperlichen Todes. Der Gralsritter weiß nun um seine „Unsterblichkeit“.

Das wiederum hat die Suche nach dem Gral nachhaltig angespornt, denn auch sehr materiell orientierte Menschen möchten gerne „unsterblich“ sein. Aus dieser Perspektive entsteht dann ein „Heiliger Gral“, den man in die Hand nehmen kann und die Unsterblichkeit daraus trinkt.

Dieser Drang nach Unsterblichkeit hat viele und immer wieder neue Legenden hervorgebracht.

Es ist aber nun so, daß die Suche nach der körperlichen Unsterblichkeit von einer beschränkten Weltsicht ausgeht und vom fleischlichen Auge und nicht vom geistigen Auge gelenkt wird. Folglich sucht sie einen „irdischen“, diesseitigen Gegenstand und nicht etwas „Geistiges“. Das hat nun zur Folge, daß man beispielsweise eine Reihe von „Heiligen Gralen“ im Internet bewundern kann – aber den „Richtigen“ hat offensichtlich immer noch niemand gefunden – das würde auffallen.

Aus weltlicher Sicht versucht man, tatsächlich ein möglichst „heiliges“ Gefäß zu finden, für den einen ist es ein Gefäß, ein Kelch oder eine Schale, für den anderen ist es der „Stein der Weisen“. Manchmal ist es ein wundersames „Elixier“, die »Prima Materia«, durch die man ewiges Leben erlangt. Man ist also auf der Suche nach einer chymischen Glücksformel, die geistige „Macht“ dem Finder und „Besitzer“ zukommen läßt.

Man ahnt es schon – diese Suche überfordert den weltlichen Sucher und geht regelmäßig schief…….

Jedoch – auch dieses Rätsel hat eine Auflösung……

Das Ende der Gralssuche……..

Die „Christenheit“ macht sich den Gral zu eigen.

Aus christlicher Sicht – natürlich nicht chymisch und auch nicht magisch – gibt es nichts heiligeres als das Blut Christi. Man denkt sich, daß Josef von Arimathia bei der Kreuzigung Jesu Blut in einem Kelch aufgefangen hat, der dadurch zum wundertätigen „Heiligen Gral“ wird. Das Blut und Wasser Jesu, das aus der Speerwunde floss, nachdem Jesus von einem römischen Söldner sozusagen final seitlich in die Brust gestochen wurde.

Warum macht der das? Weil er glaubt, in dem Gefäß mit dem Wasser und Blut des Erlösers die Erlösung selbst aufnehmen zu können. Das Gefäß soll das göttliche Sein Jesu aufnehmen und an diejenigen weitergeben, die daraus trinken. Das göttliche Sein bewirkt mitunter, daß derjenige, der es in sich entzündet hat, auch wundertätig werden kann. Der weltlich-irdisch orientierte Leser der Gralsgeschichte wird natürlich genau das in den Vordergrund stellen und den Gral für seine eigenen Ziele einsetzen wollen um in seiner Egomagie den Gral als magisches Werkzeug einzusetzen.

Die Integration der Polarität

Im Gral verbinden sich der Kelch und das Blut des Erlösers und symbolisieren das Opferprinzip und das Empfangen. Opfern und Empfangen sind Eigenschaften des weiblichen Archetypus.

Der Gral wurde im ganzen ersten Jahrtausend gar nicht thematisiert. Nicht zufällig „erschien“ er, als die Kreuzzüge ihren Höhepunkt und die Tempelritter den Gipfel ihrer Macht erreicht hatten.

Im 12. und 13. Jahrhundert tauchten in Europa gleich mehrere Versionen einer Gralsgeschichte auf. Die Arthus- und Gralslegenden gehörten zu der am weitesten verbreiteten Lektüre im hohen und späten Mittelalter, so dass man geradezu auf ihre innere Notwendigkeit schließen kann. Ganz offensichtlich fehlte dem sich damals aggressiv durchsetzenden Christentum genau das, was der Gral symbolisierte, nämlich die erlösende weibliche Qualität. 

Merlin  hatte die Tafelrunde geschaffen und verkündet, durch ihre Mitglieder würde die Wahrheit des heiligen Grals überall bekannt werden. Dieser Prophezeiung zufolge wurden die besten Ritter der Christenheit in den Bann des Grals gezogen. Sie hatten nur noch ein Ziel, denn sie hatten geschworen, ihr Leben der Suche nach dieser alle Geheimnisse bergenden Kostbarkeit zu weihen. Nicht eher wollten sie ruhen, als bis sie ihn gefunden und sein Geheimnis gelüftet hätten. 

Der Gral – wie der Keltische Kessel ein Ursymbol des Weiblichen 

Die Tempelritter wurden so zu den „Hütern des Heiligen Grals“. Trotz der Lauterkeit der Ritter leidet gerade der Gralskönig Amfortas an einer Verwundung, weil er die weibliche Göttlichkeit nicht erkannt hat. Daß es gerade der König ist, dem etwas fehlt, zeigt das hohe Niveau, auf dem die Integration des Fehlenden geschehen muss. Und es zeigt die tiefgreifenden und weitreichenden Konsequenzen dieses Mangels. Es geht also darum, vom Niveau der Ritter aus eine neue Qualität zu erreichen, die zwingend des Weiblichen bedarf. Es geht darum, nach Erreichen eines männlichen Gipfelpunktes – was zumeist noch auf dualer Ebene geschieht – das Weibliche auf dem höherem Niveau, dem Gralsniveau, neu auszudrücken und zu integrieren.

Isais
Isais

Wenn Amfortas durch die Missachtung der weiblichen Göttlichkeit verwundet worden ist, dann ist er vom Weiblichen an sich verwundet worden. Das hat etwas mit dem ihm Fehlenden zu tun und damit mit ihm und seiner Sichtweise selbst. Was ihm fehlt, ist die Integration einer hohen, wohlwollenden und befruchtenden Weiblichkeit. Das muss er erkennen und sich auf ein ganzheitliches Niveau hin weiterentwickeln, Eins mit dem Weiblichen Element.

Es ist kein Wunder, daß gerade in dieser Zeit, in der auch die unmenschliche Inquisition ihre hässlichen Arme ausstreckte, die christlich codierte Gralsgeschichte vom Verlust des heiligen Grals berichtet. In dieser Zeit ist auch noch der letzte Rest von weiblicher Energie mit Folter und Feuer ausgetrieben worden. Und so war auch der Bewusstseinszustand eines Ritters in ausgesprochener Schieflage. Kein Wunder, daß da auch das Erkenntnisvermögen und der Bewusstseinszustand des „Königs“ in gleicher Weise zum Ausdruck kommt. Imperium und Religion habe diese Schieflage weidlich ausgenutzt – und auch wir leiden noch arg an den Spätfolgen.

Mit dem Islam importieren wir diese Problematik auf’s neue. Wohl bekomm’s.

Aus ganzheitlicher Sicht sind Natur und Gral Symbole des ewigen Lebens. In den Bildern der Gralslegende ist es der Kessel, der aus dem Diesseits gespeist wird und der Kessel, in dem die Toten wiedererweckt werden. Es ist der vollkommene Kreislauf des Lebens, der alles erschafft und in den alles zurückkehrt, um erneut geboren zu werden – eben der weiblich-göttliche Aspekt als Zyklus von Geburt, Leben und Tod.

Ist man erst einmal in die Erkenntnis der Geheimnisse des Grals eingestiegen, hat man die Schwelle zum „Wissen“ überschritten. Aber auch das ist kein endlicher „Reifegrad“, der Gralsritter sucht und findet stets neue Herausforderungen und Erkenntnisse. Sie bringen dem würdigen, vorwärtsdrängenden Ritter stets neue Erkenntnisse und Erfüllung. Und so, sagt man, verleiht der Gral ewige Jugend, erneuert stets die Kraft des Ritters und spendet Speisen in jeder gewünschten Fülle…..

Der Gral – das versteckte religiöse Zentralgeheimnis 

In Wolfram von Eschenbachs Parzival-Dichtung ist der heilige Gral Träger eines religiösen Zentralgeheimnisses. Parzival der Gralssucher will mit dessen Ergründung den kranken König Amfortas retten. Er will den königlichen Menschen (Zahlenmystik die 5) zu der seiner Natur (Zahlenmystik die 4) gemäßen Vollkommenheit (Zahlenmystik die 1) bringen.

Inwiefern das Geheimnis des Grals mit der Symbolik der Kreuzigung und dem Zahlengesetz »1 = 4« identisch ist, entnehmen wir – wenn wir die Symbolik einmal durchschaut haben – dem Text Eschenbachs sehr deutlich. An entscheidender Stelle, als Parzival vor der Pforte der Gralsburg steht, werden ihm zwei Fragen gestellt: „Wem dient der Gral? Was ist sein Geheimnis?“ Auf die erste Frage antwortet er: „Dir, König.“ Auf die zweite Frage, „Du und Dein Land, Ihr seid eines!“

Die erste Frage überprüft das Wissen, ob der Suchende sich darüber im klaren ist, dass alles unter der Macht der Einheit (König) steht. Die zweite Frage wird diesbezüglich konkreter und fragt die auf die konkrete Form (4) bezogene Konsequenz ab. Die zweite Frage „Was ist sein Geheimnis?“ und deren richtige Antwort „Du und Dein Land, Ihr seid Eins!“ setzt das Gesetz »1 = 4« unmittelbar und sichtbar ins Bild.

Der König, die Einheit (1), und das Land, das Konkrete (4), sind untrennbar. Sie sind eines. Einheit (1) gleich Vielheit (4), Gott (1) gleich Schöpfung (4) oder Vollkommenheit (1) gleich scheinbarer Gebrochenheit (4) sind die unterschiedlichen Ausdrucksweisen ein und der gleichen Weisheit. Einmal in deren Besitz gelangt überwindet der Wissende die Angst vor Krankheit und Tod und wird dadurch in einer neuen geistigen Ebene wiedergeboren.

Ich Bin - Kreuz
Ich Bin – Kreuz

Das Ziel einer Gralssuche ist das Erkennen und Begreifen einer Urformel, die der weniger lyrisch begabte, rationale und wissenschaftliche Geist in den zwei Zahlen »1« und »4« und ihrem Zusammenhang erkennen kann. Diese abstrakte Art der Zusammenfassung hat einen Vorteil. Sie löst sich in der Art der Mathematik von den konkreten, dinggebunden und immer unvollkommenen Bildern – wie dies beispielsweise das vom Grals ist – und dringt zu den hinter ihr stehenden Archetypen vor. Das ist deshalb wichtig, weil alles auf dieser Welt polar ist und nichts außerhalb der Polarität existieren kann. Jede Darstellung der an sich vollkommenen Weisheit ist deshalb stets eine „geschlechtliche“, zu der es immer eine gegenpolare, „gegengeschlechtliche“ gibt, die zum gleichen Ziele führt. Wer zur Abstraktion fähig ist, besitzt potentiell die Fähigkeit, dem tödlichen Streit mit seinem Gegenpol zu entkommen. Er begreift, dass er nur mit dem Gegenpolaren zusammen ein größeres Ganzes bilden kann. Ohne die ganzheitliche, gegengeschlechtliche Sichtweise bliebe er immer unvollständig.   http://zahlen.com/

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, daß Polarität und Dualität zwei ganz verschiedene Dinge sind, die sehr oft mit fürchterlichen Folgen verwechselt werden. Dualität bedeutet: eine Zweiheit bildend, in voneinander unabhängiger Gegensätzlichkeit. Im philosophisch-religiösen Bereich ist es die Lehre von zwei unabhängigen ursprünglichen Prinzipien im Weltgeschehen: Gott-Welt, Leib-Seele, Christ-Antichrist usw. Im Unterschied hierzu sind Polaritäten nie voneinander unabhängig.

Die Lanze – die notwendige, polare Ergänzung zum Gral  

Dem Gesetz der Polarität folgend muss auch der heilige Gral – der in Wolfram von Eschenbachs Parzival, ein Symbol der Ganzheit und Vollkommenheit ist – einen gegengeschlechtlichen Pol haben, der ebenso die Vollkommenheit vertritt wie der Gral selbst. Der heilige Gral bedeutet das »Empfangen« der Erlösung. Das Gefäß symbolisiert somit den „weiblichen Genre“ der Erlösung, dem zwangsläufig ein zu ihm polarer, männlicher gegenübersteht. Jener wird symbolisiert durch einen aktiven, spaltenden Vorgang. Symbolisch wäre das ein Schwert, ein Spieß oder ein Nagel. Gefäß (weiblich) und Schwert (männlich) erst ergänzen sich symbolisch wie Schraube und Mutter es für den Techniker tun. Erst in ihrer Verbindung werden sie ihrer wahren Funktion zugeführt. So finden wir in der Gralslegende den symbolischen Gegenpol zum Gral konkret im Speer des römischen Kriegsknechtes, der die Seite des gekreuzigten Christus trifft und die Wasser und Blut spendende Wunde verursacht.

Was hat das jetzt mit König Arthur zu tun?

König Arthur wurde erzogen und ausgebildet von Merlin. Auch die Tafelrunde sei eine Erfindung Merlins, sagt man. Mit einer runden Tafel hält man Abstand von Hierarchie und begünstigt die Entwicklung eines Gruppenwesens, das dann durch den Heilgen Gral geeint ein gemeinsames Ziel erfährt. Man könnte Merlin durchaus als letzten großen Exponenten des Inselkeltentums betrachten, der das gesammelte ganzheitlich-spirituelle und technisch-organisatorische Wissen des vorchristlichen Keltentums noch einmal zur Anwendung brachte. Das polar-ganzheitliche Weltbild war den alten keltischen Druiden durchaus bekannt. Um es für Nicht-Eingeweihte attraktiv zu gestalten, danach zu streben, wurde die „Gralssuche“ als „Fortbildungsmaßnahme“ für Arthurs Ritter verordnet. Arthur selbst war offensichtlich durch Merlin schon sehr weitgehend mit der Sache vertraut und hat darauf basierend sein zunächst recht geschundenes Reich neu und erfolgreich restrukturiert und auch eine effektive Verteidigung organisiert. Im Zuge von Entwicklung und Ausbau, grausigen Schlachten und hässlichen Intrigen ist aber wohl die zunächst durchaus spürbare Wirkung der „Gralssuche“ wieder verlorengegangen, mit dem Abtreten Arthurs war dann auch keine politische Kraft mehr hinter die Idee zu bringen.

Was hat uns der „Heilige Gral“ heute noch zu sagen?

Die Faszination der Gralssuche hat offensichtlich auch heute noch nicht ihren Reiz eingebüßt, wenn auch auf Grund materialistischer dualistischer Tendenzen immer noch nach einen Kelch, Kessel oder einer Schale gesucht wird, die entsprechend wundertätig sein sollte.

Das wird natürlich nichts. Aber unsere spirituell-organisatorische Situation ist offensichtlich nicht so viel anders, als zur Zeit Arthurs. Die „Buchreligionen“, also das Judentum, das Christetum und der Islam versuchen immer noch, uns ihr einseitig patriarchalisches Weltbild von einem richtig männlichen Gott aufzuzwingen, die „Gläubigen“ verachten immer noch die ganze weibliche Welt, betrachten Frauen immer noch als Handelsware und persönlich im Besitz befindliche Leibeigene. Tatsächlich ist es noch viel schlimmer, aber das möchte ich hier nicht auswalzen.

Die Zeit der Aufklärung – nicht die sexuelle Aufklärung! – hat uns hier in Mitteleuropa etwas Befreiung gebracht, von diesen Zwängen und der macht der Religion – aber auch die Christlichen Religionen haben nicht einen Satz ihrer „Heiligen Schriften“ zumindest den allgemeinen Menschenrechten angepasst, von Kompatibilität mit Grundgsetz oder Verfassung kann gar keine Rede sein.

Wir sollten uns also wieder auf den Weg machen, den Gral für uns und die Menschheit wieder zu finden und auch wieder in seine Wirkung zu bringen. Und wir haben das Glück, es auch – noch – ganz offiziell und nun auch mit wissenschaftlichen Mitteln tun zu dürfen.

Wenn man sich einfach mal so umsieht, dann sieht man sehr, sehr deutlich, daß der Mangel an weiblicher Göttlichkeit gravierend ist……

Tanz des Geistes mit der Materie
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MERLIN – warum ist er so wichtig….?

Merlin der Zauberer ist allgemein bekannt. Er hatte das Glück, nicht nur literarische Texte zu werden, sondern auch durch zahlreiche Anpassungen für Kinder, Comic-Strips und Filme, in denen er mit König Arthur und den Rittern des Runden Tisches auftauchte, große Bekanntheit zu erlangen.

Aber das bedeutet nicht, dass man diese außergewöhnliche Figur wirklich kennt.

Schamanen erreichen es durch Ekstase, Dichter als Schöpfer der schönsten Utopien und Wahnsinnige, die nicht mehr an die Zufälligkeiten allmächtiger Vernunft gebunden sind. Die Druiden, mit ihrer vor-sokratischen Logik, ihrer „barbarischen“ Mentalität, mit ihrem ganzheitlichen Denken haben dieses große Potential des menschlichen Geistes entdeckt: einen Punkt zu erreichen, wo das Nichts existiert, ist edler als das, was handelt. Denn trotz all unserer Forschung wissen wir nicht, was Materie ist, oder ob sie wirklich existiert. Die einzige Wirklichkeit, die wir behaupten können, ist die unseres Denkens, denn selbst wenn man es leugnet, denkt man und bezeugt es noch einmal.

Die greifbare Wirklichkeit ist eine Formel, die nichts bedeutet, und die Kelten, die die reine Wirklichkeit hinter den täuschenden Erscheinungen der „Wahrheit“ suchten, lagen nicht falsch.

Es war der Geist der „vernünftigen Wahrheit“, der in Griechenland entstand und die Welt vergiftete!

Männer haben sich seit Jahrtausenden um eine „Wahrheit“ getötet, die nur ein Anschein ist und als solcher den vielfachen Schwankungen des Augenblicks unterworfen ist. Merlin zeigt uns durch seinen trickreichen Rückzug in das “gläserne” Heiligtum den Weg, ihm zu folgen.

Wer das Heiligtum anstrebt, muss vor allem auf der Ebene des Geistes, der einzigen wissenschaftlichen Wirklichkeit, handeln. Und da der Körper abhängig vom Geist ist, und vielleicht sogar sein Gegenpart, wird er unbedingt folgen – müssen.. Auf der anderen Seite kann Merlins Initiative kein Alleingang sein, weil ein Wesen sich seiner eigenen Existenz nur im Zusammenhang mit und im Vergleich zu einem anderen bewusst sein kann. Er muss Vivian oder Gwendydd an seiner Seite haben – um die verlorene Ganzheit wiederzu restaurieren.

Merlins Begrenzung in dem „Schloß aus Glas“ symbolisiert die Wiederentdeckung eines instinktiven Lebens – jedoch nicht ohne den Verstand. Es geht darum, was die Priorität hat! Instinkt und Intuition, spirituelle Suche und spirituelle Führung stehen nicht grundsätzlich im Widerspruch zum Intellekt. Nur eins muß klar sein – der Intellekt muß der spirituellen Führung folgen!

Unsere Zivilisation, die auf dem römisch-imperialen Modell basiert, das bis jetzt vorherrschend ist und zu der fortgeschrittenen industriellen Technologie von heute geführt hat, hat die tieferen instinktiven, spirituellen Tendenzen der Menschheit zu Gunsten der Vernunft verworfen. Der Instinkt in Wirklichkeit weicht nicht grundsätzlich von der Vernunft ab, da die Vernunft sinnvollerweise nichts anderes ist als der Instinkt, der sich selbst reflektiert.

Aber die Trennung verlief so, dass diese beiden Modelle unversöhnlich erscheinen – zumindest aus der Sicht eines kranken, machtgierigen Ego. Schon im zwölften Jahrhundert versuchten die Autoren der arthurischen Sagen, die die Legende von Merlin propagierten, eine Reinkarnation des instinktiv-ganzheitlichen Weltbildes.

Darum nimmt Merlin die tierische Erscheinungsform an oder trägt Kleidung, die ein Tier repräsentiert. Darum wohnt er unter den Tieren im Wald, die natürliche Umgebung, die für den privilegierten Austausch, den er mit ihnen genießt, am günstigsten ist. Und um aber unsere eigene instinktuale/intuitive Seite neu zu entdecken, die von unseren Vorfahren verloren wurde, als sie die Zivilisation des Schreibens über die mündliche Überlieferung stellten.

Druide
Druide

Denn was geschrieben steht, ist tot, für die Ewigkeit eingefroren! Es ist nicht mehr als eine Abfolge von abstrakten Begriffen, deren Wahrheit manchmal aufrechterhalten wird, manchmal umstritten und immer nur vermutet werden kann. Was gesprochen wird, ist im Gegensatz dazu lebendig, ständig im Einklang mit den tief sitzenden Neigungen eines Individuums – seinem Instinkt, seinen Intuitionen – was letztlich zuverlässig ist, weil es fähig ist, das Verständnis anzuregen.

In diesem Sinne ist es wichtig, die Sprache der Tiere zu verstehen, die Augen und Ohren (wie auch die anderen Sinnesorgane) zu öffnen, was die Natur uns sagt. Und die Natur spricht immer: Es ist nur so, daß wir unser Verständnis einer Sprache verloren haben, die sich nicht in Worten oder Gleichungen ausdrückt, sondern durch geheimnisvolle Zeichen der Sinnlichkeit und Sinnhaftigkeit.

Wenn ein Mensch in das Heiligtum der Natur eintreten will, um Merlin zu finden und an dem Fest der Unsterblichkeit mit ihm teilzunehmen, muss er am Anfang alle Logik, die man ihm seit seiner Kindheit eingetrichtert hat, aufgeben und dem instinktiven, intuitiven Leben vertrauen. Ein Leben, das schlußendlich über Leiden oder Tod triumphiert!.

Er muss auch seinen Geist den Botschaften von Bäumen, Tieren, Mineralien öffnen. Dichter jedes Alters haben uns die Bedeutung dieses Kontaktes mit der Natur gezeigt. Aber da sie Dichter waren, wurden sie nicht ernst genommen; Vorzug wurde dem „vernünftigen“ Gesang der Wissenschaftler gegeben, die oft nur Zauberlehrlinge sind, unfähig, die Ergebnisse ihrer Entdeckungen vorauszusehen.

In dieser Welt, mit ihren durch Hass und Fanatismus zerrissenen inneren Konflikten, durch Rassismus, Gewalt und Gier, in Verachtung des harmonischen Gleichgewichts, das zwischen Menschen und Dingen herrschen sollte, und unter den Menschen selbst – sollten wir es nicht mehr aus den Augen verlieren, für Merlins Beispiel zu kämpfen um daß seine Botschaft diejenigen erreichen könne, die aus der Hölle aufstehen oder der Apokalypse entkommen wollen.

Um den Tieren zuzuhören und mit ihnen zu sprechen, gilt es, einen neuen Weg zu finden, sich mit anderen zu verständigen, wer auch immer sie sein können – eine Art, sich nicht auf Zwang, sondern auf Bruderschaft zu beziehen. Und es ist wichtig, sich der jeweiligen Erfordernisse der Natur und des Menschen bewusst zu werden, um die heikle Balance zu bewahren, ohne die auf dieser Erde kein Leben möglich ist ohne in den universellen Abgrund zu fallen.

„Alles führt uns dahin, zu glauben“, schrieb Andre Breton, „dass es einen gewissen Punkt des Geistes gibt, aus dem Leben und Tod, das Wirkliche und das Imaginäre, die Vergangenheit und die Zukunft, das Mitteilbare und das Unmitteilbare, das Hohe und das Niedrige, aufhören, widersprüchlich wahrgenommen zu werden.“

Dieser Punkt ist das Heiligtum, die heilige Lichtung im Herzen des Waldes, wo wir endlich, wie der heilige Franziskus von Assisi, die große universale Bruderschaft oder Merlin, Zauberer und Prophet, das Fest der Unsterblichkeit mit Vivian in seinem Schloß aus Glas teilen.

Merlin hat den Wipfel des Weltenbaumes erreicht.

Dort, in der Ekstase des ewigen Momentes, singt Merlin für uns.

Es liegt an uns, ihn zu verstehen.

Das Buch
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Taschenbuch: 296 Seiten
Verlag: TWENTYSIX
Auflage: 1 (20. Februar 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3740728027
ISBN-13: 978-3740728021

Jetzt auch als E-Book: ISBN 9783740793203

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Abbildung von Merlin / Markus Schmidt | DAS VERBOTENE WISSEN DER KELTEN II | 2020

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